Den Fachhandel in die digitale Zukunft geführt
14.07.2025

Der Detail- und Fachhandel ist seit dem Aufkommen von Onlineshopping stark gefordert. Wenige Branchen wurden bisher so stark durch die Digitalisierung verändert wie der Handel. Das Bündner Traditionsunternehmen WeberPrevost hat die Zeichen der Zeit früh erkannt und laufend in die Digitalisierung und Automatisierung investiert.
«Alles, was das Herz des Profi- und Heimwerkers höherschlagen lässt, findet sich im Sortiment von WeberPrevost.» So beschreibt das seit 170 Jahren im Eisenwarenhandel tätige Unternehmen sein Angebot selbst. «Wer im Fachhandel bestehen will, für den ist Flexibilität und Qualität ein Muss», sagt Geschäftsleiter und Mitinhaber Oliver Hohl. Er hat auf das sich veränderte Einkaufsverhalten früh reagiert. «Der Handel und die Logistik haben sich aufgrund der Digitalisierung stark verändert. Die heutigen Anforderungen im Fachhandel sind hoch und ohne digitale Tools und Prozesse nicht zu bewerkstelligen», so Hohl. Im Mittelpunkt bei WeberPrevost steht eine ERP-Software, die in Graubünden entwickelt und betrieben wird. Dank dieser kann das Unternehmen seine wichtigen Geschäftsprozesse effizient verwalten und automatisieren. Sie integriert Prozesse wie Finanzen, Produktion, Einkauf, Lagerhaltung, Personalwesen und Vertrieb in einem zentralen System. «Alle wichtigen Daten der rund 700 000 Artikel sind mit ID-Nummer, Preis, Logistikdaten und Datenblättern direkt ersichtlich. Und alle Produkte sind mit Verfügbarkeitsangaben am Lagerplatz und mit den Lieferantenlagern verknüpft», erklärt Hohl.
Der Lager- und Bestellprozess ist anhand rollend berechnender Bestellvorschläge grösstenteils automatisiert. Die Verkaufs- und Rüstprozesse erfolgen mittels Barcode-Scanning sowie Videoabsicherung. Die Lagerplatzverwaltung und die automatische Lagerabbuchung in Echtzeit sind weitere Prozesse, welche im digitalen System integriert sind. Das Unternehmen verfügt zudem seit 2012 über ein vollautomatisches Hochregallager. Ebenso gehören das wegoptimierte Ein- und Auslagern oder das Dispoprogramm zur Tourenplanung der Fahrer dazu. Alle diese Prozesse werden über die ERP-Software gesteuert. WeberPrevost ist seit 1998 in der Entwicklung der ERP-Lösung für den Fachhandel involviert. Das Unternehmen entwickelt die Software zusammen mit der in Chur ansässigen Softwarefirma Curion Business Software laufend weiter. Eine digitale Branchenlösung, welche in den Händen der Unternehmen selbst liegt, bringt grosse Vorteile. Man sei den Lieferanten weniger ausgeliefert und könne die Weiterent wicklung enger begleiten, so Hohl. Wichtig ist aber auch die Zusammenarbeit der Branche, weil ein KMU alleine die heutigen Herausforderungen kaum bewältigen kann. Aus diesem Grund engagiert sich Hohl seit 2010 im Verwaltungsrat der Haustechnik Partner AG und nach mehreren Jahren im Vorstand seit 2021 sogar als Präsident bei der DABAG Datenbank Genossenschaft. Die im sanktgallischen Gossau ansässige Firma bewirtschaftet für 13 familiendominierte Schweizer Gesellschaften eine Datenbank mit mehr als 1 000 000 Artikeln aus dem Bereich des Werkzeug- und Bauzubehörhandels. Zudem dient sie ihren Mitgliedern als Einkaufsorganisation in den Bereichen Werkzeug, Beschläge und Arbeitsschutz. Auch dadurch kann sich der Bündner Familienbetrieb im Markt behaupten und ist für Handwerks- und Industriebetriebe in der Region ein verlässlicher Partner.
700 000 Artikel im Online-Shop
Ein wichtiges Puzzleteil der Erfolgsgeschichte von WeberPrevost ist der Onlineshop, mit dem das Bündner Unternehmen ein Sortiment von rund 700 000 Artikel anbietet. Kunden können aber nicht nur nach den verschiedenen Artikeln suchen, sondern auch individuelle Preis- und Verfügbarkeitsinformationen abrufen. Oliver Hohl erklärt, dass sein Unternehmen heute einen grossen Teil der Einnahmen durch den Onlineshop erwirtschaftet. 40 000 Geschäftskundenadressen mit Kontaktdaten, Ansprechpersonen, Objektadressen sowie rund 2500 Lieferanten-Adressen hat WeberPrevost registriert. «Die Kunst ist es nicht, diese Daten zu haben, sondern diese à jour zu halten und auf die neuesten Anforderungen anzupassen», so Hohl. Trotz der steigenden Online-Absätze will er seine Verkaufsläden in Chur, Thusis und Schluein weiter betreiben, «weil sie von den KMU in der Region geschätzt und stark frequentiert werden. Fehlt auf der Baustelle etwas, kann sich der Handwerker in wenigen Minuten versorgen und weiterarbeiten», so Hohl.
Elektronische Schnittstellen für Geschäftskunden erleichtern die direkte Anbindung an Beschaffungs- und ERP-Systeme, was Bestellprozesse automatisiert und be- schleunigt. Oliver Hohl beschreibt es folgendermassen: «Alle Standardprozesse laufen automatisch ab. Das führt in erster Linie zur Einsparung von repetitiven Arbeiten.» Konkret auf WeberPrevost bezogen, bedeutet dies, dass sich die Arbeitsabläufe der Mitarbeitenden in den letzten Jahren verändert haben und noch weiter verändern werden. «Es bleibt mehr Zeit für Spezialfälle und andere Aufgaben. Vor allem aber kommen laufend neue Aufgaben hinzu. Als Fachhändler sind wir bestrebt und darauf angewiesen, mit schlanken Strukturen Produkte preiswert anbieten zu können. Die Konkurrenz im Onlinehandel ist weltweit vorhanden. Was diese Mitbewerber nicht anbieten können, ist die persönliche Beratung vor Ort. Diese ist gemäss Hohl im Fachhandel noch immer wichtig. «Oft fehlt selbst bei unseren Kunden spezifisches Know-how zur Anwendung, Kombination und Verarbeitung diverser Artikel. KI holt zwar auf, aber ist zumindest auf absehbare Zeit noch kein verlässlicher Ersatz. Da, aber auch in After-Sales-Prozessen oder bei der Problemlösung vor Ort sind unsere Mitarbeitenden ein klarer Marktvorteil!» Die Zukunftsstrategie von WeberPrevost soll denn auch auf einer Kombination zwischen Tradition und Innovation beruhen. «Alles kann man nicht automatisieren. Es wird immer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter brauchen. Wir müssen unsere digitalen Services trotzdem weiter ausbauen und neue Technologien wie die automatisierte Lagerhaltung, smarte Bestellsysteme und optimierte Lieferlogistik implementieren und ständig verbessern», erklärt Oliver Hohl.