Mit der Berufsmaturität die Karriere lancieren

Die Berufsmaturität (BM) ist eine erweiterte Ausbildungsmöglichkeit, die es Lernenden erlaubt, während oder nach ihrer beruflichen Grundbildung erweiterte schulische Bildung zu erlangen. Martin Good, Direktor Gewerbliche Berufsschule Chur, erklärt, was es für die BM braucht und was von den Absolvent/innen gefordert wird.

Die Berufsmaturität ist eine Ergänzung zur beruflichen Grundbildung. Sie ist eine ideale Brücke zwischen der Berufslehre und dem Studium. Die BM, wie sie umgangssprachlich genannt wird, ergänzt die berufliche Grundbildung mit einer erweiterten Allgemeinbildung. Lernende, welche die Berufsmaturität während der Lehre absolvieren, besuchen entsprechend nicht den normalen allgemeinbildenden Unterricht, da sie diesen im Rahmen der Berufsmaturität besuchen. Der Berufsmaturitätsunterricht ist unterteilt in einen Grundlagenbereich, einen Schwerpunktbereich und einen Ergänzungsbereich. Die Fächer im Grundlagenbereich sind für alle BM-Ausrichtungen gleich: eine erste Landessprache, eine zweite Landessprache sowie Englisch und Mathematik. Die beiden Fächer des Schwerpunktbereichs sind hingegen ausgerichtet auf die verschiedenen Berufe und die verwandten Studienbereiche der Fachhochschulen. So können sich die Lernenden optimal auf das Studium vorbereiten. Im Ergänzungsbereich werden zwei Fächer unterrichtet: Geschichte und Politik, Wirtschaft und Recht oder Technik und Umwelt.

Die BM ermöglicht in der Regel prüfungsfrei den Zugang zu einer Fachhochschule FH oder an eine Höhere Fachschule HF. Bei der Ausbildung stehen fünf Ausrichtungen zur Auswahl. Die Ausrichtung wird meist durch die berufliche Grundbindung bestimmt. Es gibt aber auch Berufslehren, bei denen verschiedene Ausrichtungen möglich sind. Die Berufsmatura kann während (BM1) oder nach (BM2) der Berufslehre absolviert werden. Mit dem zusätzlichen BM-Unterricht sind die Lernenden zwar weniger im Lehrbetrieb als die Lernenden, die keine BM1 machen. Diese grössere Abwesenheit kompensieren sie jedoch mit höherer Eigenverantwortung, Selbstständigkeit, Leistungsfähigkeit und Produktivität. Die BM2 kann berufsbegleitend oder als Vollzeitbildungsgang absolviert werden.

Martin Good, wie ist der BM1-Unterricht organisiert?
Anders als in der EFZ-Lehre wird die Allgemeinbildung in einem separaten Unterrichtstag in der BM-Klasse unterrichtet. Die Fächer von Mathematik, über Englisch bis Wirtschaft und Recht werden von unterschiedlichen Fachlehrpersonen unterrichtet. Interdisziplinäre Projekte und Blockunterricht verknüpfen die Inhalte miteinander. Der Fachunterricht wird von Lernenden mit und ohne BM gemeinsam besucht.

Welche Kompetenzen fordert die BM von den Lernenden?
Die BM erfordert neben guten schulischen Leistungen ein hohes Mass an Motivation und Selbstorganisation. Gerade in der BM1 (während der Lehre) gilt es die Ansprüche von Lehrbetrieb, überbetrieblichen Kursen, Fachunterricht und BM-Unterricht miteinander zu koordinieren.

Welches sind die Vorteile einer BM gegenüber der gymnasialen Matura?
Mit der Berufsmaturität erlangen die Lernenden gleichzeitig mit der Studienberechtigung an Fachhochschule (mit der Passerelle auch für die Universität und die ETH) eine praktische Berufsausbildung. Die BM vereint also die Vorteile der gymnasialen Matura und der Berufslehre, deshalb gilt die Berufsmatur auch als der Königsweg.

Würden Sie die BM1 (während der Lehre) oder die BM2 (nach der Lehre) empfehlen?
Die Gründe für eine Entscheidung für eine BM1 oder BM2 sind sehr individuell. Die BM1 ist anspruchsvoll und erfordert viel Motivation und Selbstorganisation, dafür haben die Lernenden bei Lehrabschluss auch gleichzeitig die Berufsmatura im Sack. Die BM2 kann Vollzeit oder auch Teilzeit nach der Berufslehr absolviert werden. Die Lernenden können sich dabei auf die BM fokussieren, müssen aber mit einem Lohnausfall und einer zeitlichen Verzögerung leben.

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