Fachkräfte von morgen
19.11.2025
Die EMS-CHEMIE AG in Domat/Ems ist grösster privater Lehrbetrieb im Kanton Graubünden. Mit 140 Lernenden in 17 Berufen investiert das Unternehmen konsequent in die Ausbildung und damit in die Zukunft des Wirtschaftsstandorts.
Anfang August hat bei der EMS-CHEMIE AG in Domat/Ems ein neuer Ausbildungsjahrgang begonnen. 56 Jugendliche haben ihre Lehre gestartet, verteilt auf 17 Berufe, vom Chemielaboranten und Polymechaniker über den Automatiker bis zur Kauffrau. Insgesamt zählt der Betrieb 140 Lernende und ist damit der grösste private Lehrbetrieb im Kanton Graubünden. «Der Fachkräftemangel ist ein grosses Thema», sagt Claudia Fäs, Leiterin Berufsbildung. «Wir bilden die Fachleute von morgen aus.» Für die EMS ist Berufsbildung kein Nebenschauplatz, sondern zentraler Bestandteil der Unternehmensstrategie. Das Engagement schafft Perspektiven für Jugendliche und stärkt den Arbeitsmarkt im Kanton nachhaltig.
Qualität, Nähe und Perspektive
Die Ausbildung ist am Hauptsitz in Domat/Ems organisiert. 14 Berufsbildende und 75 Praxisbildende begleiten die Jugendlichen. Sie vermitteln Fachwissen, fördern persönliche Entwicklung und stehen im Austausch mit Schulen, Eltern und Ämtern. Fäs verantwortet die strategische und organisatorische Leitung der Berufsbildung. Ihr Credo lautet Qualität, persönliche Betreuung und Perspektiven. «Wir legen grossen Wert auf individuelle Begleitung und einen erfolgreichen Lehrabschluss», betont sie. Seit den frühen 2000er-Jahren hat sich die Zahl der Lernenden deutlich erhöht, da neue Lehrberufe eingeführt wurden. Heute reicht das Angebot von technischen über kaufmännische bis zu Laborberufen. «Unsere Ausbildung ist qualitativ hochwertig, das spricht sich herum», sagt Fäs. Viele bleiben auch nach der Ausbildung. «Wenn offene Stellen vorhanden sind, übernehmen wir unsere Lernenden gerne», erklärt sie. Rund ein Drittel der ehemaligen Lernenden bleibt langfristig bei der EMS, was die Strategie der internen Fachkräfteentwicklung bestätigt.
Ausgezeichnete Ausbildung
Dass sich die Investitionen lohnen, zeigt die Auszeichnung von Great Place to Work mit dem Label «Great Start». Es würdigt Betriebe, die eine besonders fördernde Lernkultur pflegen und Lernenden ein hochwertiges Umfeld bieten. «Unsere Lernenden arbeiten in einem Umfeld, in dem Leistung, Eigenverantwortung und persönliche Entwicklung gleichermassen zählen», sagt Fäs. Ein wichtiger Bestandteil ist die internationale Ausrichtung. Mit den Projekten MOVE-IT und Mobile Berufslehre eröffnet die EMS Jugendlichen die Möglichkeit, Auslandserfahrungen zu sammeln. MOVE-IT ermöglicht vierwöchige Einsätze in Europa, während die Mobile Berufslehre Aufenthalte von bis zu drei Monaten an EMS-Standorten im Ausland umfasst. «Das stärkt Selbstständigkeit, Sprachkompetenz und Anpassungsfähigkeit», so Fäs. Wer im Ausland gearbeitet hat, kehrt meist mit neuen Ideen, erweitertem Horizont und gestärktem Selbstvertrauen zurück.
Eine Generation im Wandel
«Die Jugendlichen von heute sind anspruchsvoller und legen mehr Wert auf ihre Gesundheit», sagt Fäs. «Sie reflektieren stärker, was sie wollen, und hinterfragen mehr.» Gleichzeitig bringt die Generation Z hohe digitale Kompetenzen mit. «Diese Stärken können sie gezielt einsetzen.» Darauf reagiert die EMS mit einer praxisnahen Ausbildungsphilosophie. Schulungen, persönliche Gespräche und Programme zur Förderung der Schlüsselkompetenzen sind fester Bestandteil des Alltags. «Wir wollen, dass die Lernenden ihre Talente erkennen, Motivation entwickeln und Selbstvertrauen aufbauen», erklärt Fäs.
Zentral für den Ausbildungserfolg sind die Berufsbildnerinnen und Berufsbildner. «Empathie, Geduld, Kommunikationsstärke und Vorbildfunktion sind entscheidend», sagt Fäs. «Unsere Berufsbildner sind nicht nur Fachleute, sondern auch Coaches und Begleiter.» Damit sie dieser Rolle gerecht werden, investiert EMS in deren Weiterbildung. Interne Workshops und externe Kurse stellen sicher, dass das Ausbildungspersonal auf dem neuesten Stand bleibt. «Nur wer selbst neugierig bleibt, kann Lernende motivieren», sagt Fäs. Diese Haltung prägt den Umgang miteinander: Die Lernenden sollen spüren, dass sie ernst genommen werden und dass ihre Ausbildung Priorität hat.
Digitalisierung und Rahmenbedingungen
Digitalisierung verändert die Berufsbildung. Kommunikation mit Lernenden, Eltern, Verbänden und Ämtern läuft heute weitgehend digital. «Das macht vieles effizienter, erhöht aber auch die Komplexität», sagt Fäs. Der administrative Aufwand sei gestiegen, besonders für kleinere Betriebe. Trotzdem beurteilt sie das Schweizer Berufsbildungssystem als stark. «Das duale System ist hervorragend. Es bietet jungen Menschen jede Möglichkeit, sich zu entwickeln und weiterzubilden.» Besonders in Graubünden funktioniert das System gut und ist gesellschaftlich anerkannt, politisch breit abgestützt und mit der Strategie Berufsbildung 2035 sowie dem neuen Gesetz für die Höhere Berufsbildung gut gerüstet.
Herausforderungen sieht Fäs in rückläufigen Schulabgängerzahlen, geografischen Distanzen und dem Trend zum Gymnasium. «Wenn überbetriebliche Kurse ausserkantonal stattfinden, steigen die Kosten für Reise, Unterkunft und Zeitaufwand», erklärt sie. «Das kann für kleinere Unternehmen der Grund sein, keine Lehrstelle mehr anzubieten.» Deshalb plädiert sie für Unterstützung. «Finanzielle Entlastung für Lehrbetriebe wäre wichtig, etwa Beiträge an Reisekosten oder steuerliche Erleichterungen», sagt Fäs. «Damit bleibt die Berufsbildung attraktiv.» Sie sieht auch Schulen und Gemeinden in der Pflicht, Jugendliche frühzeitig für handwerkliche und technische Berufe zu begeistern.
Bei der EMS blickt man optimistisch in die Zukunft. «Wir sind gut aufgestellt und engagieren uns aktiv in der kantonalen Berufsbildungskommission», sagt Fäs. Das Unternehmen beteiligt sich an der Entwicklung der Strategie Berufsbildung Graubünden 2035 und bringt seine Erfahrung ein. «Veränderungen mitgestalten und neugierig bleiben» fasst Fäs zusammen. Berufsbildung ist hier mehr als der Einstieg ins Erwerbsleben. Sie ist ein zentrales Element der regionalen Fachkräftesicherung und gelebte Verantwortung gegenüber der nächsten Generation. In Domat/Ems zeigt sich, wie dieses Prinzip tagtäglich mit Leben gefüllt wird. 140 Lernende, 14 Berufsbildende und 75 Praxisbildende stehen dafür, dass die Fachkräfte von morgen nicht nur ausgebildet, sondern nachhaltig gefördert werden.
EMAX
Der Verein Emax ist Träger von überbetrieblichen Kursen (üK) in vier Lehrberufen. Der Verein wurde 2004 von der EMS-CHEMIE AG und der Axpo Group ins Leben gerufen und befindet sich auf dem Firmengelände der EMS-CHEMIE AG in Domat/Ems. Insgesamt werden bei Emax pro Jahr rund 120 junge Berufsleute aus ca. 80 Lehrbetrieben ausgebildet.
Lehrbetrieb EMS
Anzahl Lernende: 140
Übersicht Berufe: 17 Berufe
Anzahl Berufsbildner: 14

