Mit Digitalisierung zu saubereren Prozessen
28.11.2025
Die Zentralwäscherei Chur zeigt, wie konsequente Digitalisierung selbst in traditionellen Branchen neue Effizienz und Qualität ermöglicht. Claudio Hauser setzt auf vernetzte Prozesse, Echtzeitdaten und eine klare LEAN-Management-Philosophie. Sein Ziel als Geschäftsführer ist es, die Wäscherei von morgen schon heute zu gestalten.
In der Zentralwäscherei Chur rauschen täglich Tonnen von Textilien durch die Maschinen. Was von aussen wie ein hochgetakteter Waschbetrieb aussieht, ist im Innern ein fein abgestimmtes Zusammenspiel von Technik, Logistik und Daten. Geschäftsführer Claudio Hauser führt den Betrieb seit Jahren konsequent in Richtung Digitalisierung und Effizienzsteigerung. Sein Fazit: Ohne Digitalisierung liesse sich eine Grosswäscherei heute nicht mehr wirtschaftlich betreiben. Die technologische Entwicklung hat die Wäscherei in den letzten zwei Jahrzehnten grundlegend verändert. «Die verschiedenen Prozesse sind stärker vernetzt und in ihrer Ganzheit sichtbarer geworden», sagt Hauser. Die Dosierung von Waschmitteln, chemischen Zusätzen und Wasser erfolgt vollautomatisch. Über ein Echtzeit-Monitoring werden alle Verbrauchsdaten erfasst, ausgewertet und bei Bedarf angepasst. Die Steuerung funktioniert präzise und das bei einer Vielzahl unterschiedlicher Textilien, für die jeweils eigene Rezepturen notwendig sind.
Die Digitalisierung dient dabei nicht nur der Effizienz, sondern ist integraler Bestandteil der LEAN-Management-Strategie des Unternehmens. «Sie ist unser Werkzeug für die permanente Qualitätssteigerung sämtlicher Prozesse», so Hauser. Schritt für Schritt wird der Masterplan umgesetzt, stets mit dem Ziel, Wirtschaftlichkeit und Qualität gleichzeitig zu verbessern sowie die Kundenbedürfnisse flexibler aufnehmen zu können. Ein Bereich, in dem die Digitalisierung besonders sichtbar wird, ist die Logistik. Viele Textilstücke, welche in der Zentralwäscherei Chur verarbeitet werden, sind mit einem RFID-Transponder ausgestattet. Diese Technologie erlaubt es, die Wäsche während des gesamten Kreislaufs zu verfolgen – vom Kunden über die Reinigung bis zur Rücklieferung. Als Vision sollen auf dieser Basis auch sogenannte Kanban-Systeme umgesetzt werden, bei denen der Kunde keine Bestellung mehr tätigen muss. «Die benötigte Menge soll jederzeit automatisch vor Ort verfügbar sein», erklärt Hauser.
Mitarbeitende einbinden
Auch im Backoffice hat die Digitalisierung Einzug gehalten. Neue Systeme zur Zeiterfassung und Lohnadministration sollen die zunehmende Komplexität verschiedener Arbeitszeitmodelle abbilden. Chauffeure mit speziellen Ruhezeiten, Teilzeitmitarbeitende oder saisonale Kräfte stellen hohe Anforderungen an die Administration. Digitale Tools schaffen hier Übersicht und Sicherheit. Die Produktion wiederum wird über Kennzahlen und Monitoring gesteuert. Täglich werden Energieverbrauch, Wasserbedarf und Transportleistungen analysiert. Aufgrund einer Vereinbarung mit dem Bund zur CO²-Reduktion ist die Zentralwäscherei verpflichtet, ihre Energieeffizienz laufend zu überwachen. «Wir können sehr rasch reagieren, wenn Parameter aus der Norm fallen», so Hauser. Auch für die Kundinnen und Kunden hat sich vieles verändert. Privatkunden erhalten auf Wunsch SMS-Benachrichtigungen, wenn ihre Wäsche bereit ist, und Firmenkunden können Mietwäsche direkt online bestellen. Rechnungen werden elektronisch übermittelt, und über digitale Schnittstellen lassen sich Aufträge nahtlos in den Arbeitsablauf integrieren. Der E-Receptionist und das digitale Tracking in der Transportlogistik sorgen zusätzlich für Transparenz.
Die Mitarbeitenden werden in die digitalen Prozesse aktiv eingebunden. Verbesserungen entstehen im Team und werden gemeinsam getestet und geschult. Externe Partner spielen bei der Umsetzung dennoch eine zentrale Rolle. «Die meisten Projekte sind sehr individuell und erfordern spezielles Know-how, das wir intern nicht vollständig abdecken können», sagt Hauser. Auch beim Thema IT-Sicherheit setzt das Unternehmen auf externe Unterstützung. Die Sensibilisierung der Mitarbeitenden bleibt dabei ein wichtiger Punkt. Mit Blick auf die Zukunft sieht Hauser grosse Chancen für kleine und mittlere Unternehmen. Schnelligkeit, Transparenz und Flexibilität seien entscheidende Wettbewerbsvorteile. Die Wäschereibranche sei sehr technologiegetrieben, erklärt er. Roboter, automatisierte Intralogistik oder KI-gestützte Fehlererkennung seien längst keine Zukunftsmusik mehr, sondern zunehmend Realität.
Nachhaltige Prozesse
Der nächste grosse Schritt steht bereits an: Die Zentralwäscherei Chur ist derzeit an der Planung eines Erweiterungsbaus. Neben der Reduktion der Durchlaufzeiten geht es dabei vor allem um die Automatisierung der Konfektionierung von Kundenaufträgen. Die neuen Infrastrukturen sollen es ermöglichen, die Prozesse noch präziser zu steuern und Daten in Echtzeit zu nutzen. Anderen KMU rät Hauser, die Digitalisierung nicht als Selbstzweck zu betrachten, sondern als Folge eines Kulturwandels. «Wir haben grosse Erfolge erzielt, seit wir begonnen haben, unsere Prozesse in allen Bereichen zu verstehen, auch in der Administration oder im Verkauf.» Der Umstieg solle schrittweise erfolgen, betont er. «Nicht alles auf einmal verändern, sondern Schritt für Schritt. So bleibt der Prozess lernbar und nachhaltig.»
Zentralwäscherei Chur
Gründungsjahr: 1975
Mitarbeitende: 65
Lernende: aktuell keine
Website: www.zwc.ch

