BIM: Digitalisierung beim Bauen
25.09.2025
Mit der Methode Building Information Modeling (BIM) lässt sich ein Gebäude als digitaler Zwilling modellieren – noch bevor der erste Spatenstich erfolgt. Das bringt nicht nur mehr Übersicht und Planungssicherheit, sondern verändert auch die Zusammenarbeit auf der Baustelle.
BIM hat das Bauen in den letzten Jahren grundlegend verändert. Die Methode basiert auf einem digitalen Gebäudemodell, das von Bauteilen über Materialien bis zu Wartungsdaten alle relevanten Informationen enthält. Was früher ein Werkzeug für Spezialisten war, ist heute ein zentrales Element der integralen Planung. Immer mehr Architekturbüros und Bauunternehmen setzen darauf. «Das Haus existiert bereits am Computer, bevor der erste Stein gelegt wird. Alle Beteiligten greifen auf ein digitales Modell zu. Das spart Zeit, Kosten und verhindert Missverständnisse», sagt Jermey Jenal, der stellvertretende Leiter Architektur bei der Fanzun AG, die sich seit über zehn Jahren intensiv mit BIM befasst.
Ein Modell für alle Beteiligten
Das digitale Modell bildet die Grundlage für eine präzise, transparente und koordinierte Planung. Architekten, Fachplaner, Bauleiterinnen und Bauherren arbeiten mit dem gleichen Datenstand. Änderungen sind sofort sichtbar. Fehler lassen sich somit frühzeitig vermeiden. Die Visualisierung erleichtert zudem Entscheidungen und schafft Sicherheit: «Man kann das Haus begehen, bevor es gebaut ist. Das hilft, Fehlentscheide zu vermeiden», so Jenal. Gleichzeitig wird ersichtlich, welche Materialien wo zum Einsatz kommen und wo potenzielle Konflikte in der Ausführung lauern könnten. Bei der Fanzun AG ist die modellbasierte Arbeitsweise mittlerweile Standard bei der Planung und Umsetzung von vielen Bauprojekten. Viele Mitarbeitende arbeiten mit BIM, ohne es explizit wahrzunehmen, da die Methode in den Arbeitsalltag auf die verschiedenen Programme bereits integriert ist. Besonders bei Neubauten und komplexen Projekten wird BIM eingesetzt. Bei kleineren Bauvorhaben sei der Einsatz zwar noch nicht die Regel, aber zunehmend im Kommen, so Jenal.
Im Betrieb eines Gebäudes, dem Facility Management, wird BIM bisher nur punktuell genutzt, auch wenn der digitale Zwilling vorhanden wäre. Dabei wäre der Nutzen gross, erzählt Jenal. Wer nach 20 Jahren wissen will, was in seinem Gebäude wo verbaut wurde, findet die Antwort im digitalen Modell. Voraussetzung ist allerdings, dass alle Änderungen laufend aktualisiert werden. «Nur aktuelle und korrekte Informationen sind wirklich nutzbar», betont Jenal. Bei Sanierungen hängt der Einsatz von BIM stark vom Umfang ab. Nur bei grösseren Eingriffen oder strukturellen Änderungen lohnt sich der Aufwand. «Wenn eine Sanierung ähnlich komplex wie ein Neubau ist, dann macht der Einsatz von BIM Sinn. Bei kleineren Sanierungen ist der Nutzen dagegen begrenzt.»
Für die Bauherrschaft bedeutet BIM Klarheit, Kontrolle und wer die Verantwortung für welchen Bauteil übernimmt. Wichtig ist, zu Beginn des Projekts festzulegen, welche Informationen im Modell enthalten sein sollen und welche nicht. «Man muss definieren, was man wissen und dokumentiert haben möchte», erklärt Jenal. Es macht nämlich keinen Sinn, alles digital abzubilden. Nur so kann BIM den gewünschten Nutzen entfalten. Bei der Fanzun AG führt die Nutzung von BIM nicht zu Mehrkosten in der Planung. Zusatzkosten entstehen höchstens durch höhere IT-Aufwände. Diese können durch reduzierte Druck- und Koordinationsaufwände aber kompensiert werden. Teilweise bieten ausführende Bauunternehmer sogar günstige Preise an, wenn ein gut aufgebautes BIM-Modell vorhanden ist. «Das haben wir in der Praxis bereits erlebt», so Jenal.
Zusammenarbeit neu gedacht
Die Koordination zwischen Architektur, Fachplanung und Ausführung wird durch BIM vereinfacht. Kollisionen lassen sich früh erkennen, Informationen schneller verteilen, Prozesse effizienter gestalten. Gleichzeitig entstehen neue Rollen in der Modellkoordination und Datenpflege. «Architektinnen und Architekten übernehmen im BIM-Prozess oft die Gesamtkoordination. Das schafft Potenzial für eine saubere Planung», sagt Jenal. Ein Kritikpunkt ist, dass BIM die Planung zunächst komplexer macht. «Das stimmt, wenn Modelle überladen oder unstrukturiert sind. Der Grundsatz lautet darum «so viele Informationen wie nötig, so wenig wie möglich». Richtig angewendet sei BIM definitiv keine Belastung, sondern ein echter Mehrwert. Beginnt man neu mit BIM, ist jedoch, wie bei allen Neuerungen, mit Mehraufwendungen bei den Investitionen, Schulungen sowie beim Arbeitsaufwand zu rechnen. «Die Investition zahle sich aber aus», so Jenal.
BIM wird in Zukunft an Bedeutung gewinnen, nicht zuletzt «durch künstliche Intelligenz, die bei der Analyse von Planungsdaten oder der Automatisierung von Abläufen» eine Rolle spielt, ist Jenal überzeugt. Für Bauherrschaften bedeutet das bessere Entscheidungsgrundlagen, damit aber auch mehr Verantwortung. Beim Einsatz von BIM müssen auch Detailentscheidungen frühzeitig gefasst werden. «BIM ist kein Trend, sondern ein Werkzeug, das hilft, vorausschauender zu planen, transparenter zu bauen und nachhaltiger mit Ressourcen umzugehen», fasst Jenal zusammen.

