Holzbau: Ökologisch, wirtschaftlich, innovativ
02.12.2025
Der Holzbau in Graubünden verbindet Tradition mit moderner Technologie und Nachhaltigkeit. Seine Bedeutung hat in den letzten Jahren zugenommen und Holz ist zum Inbegriff des nachhaltigen Bauens geworden. Es bietet jedoch noch viel Potenzial, insbesondere bei der Stärkung der Wertschöpfungskette im Kanton.
Der Holzbau ist tief in der Geschichte Graubündens verwurzelt, auch wenn die Bedeutung regional unterschiedlich ist. «Im Prättigau, den Walser Regionen sowie in der Surselva ist die Tradition gross», erklärt Philipp Bosshard, Präsident von Holzbau Schweiz Sektion Graubünden. «Dort sind historische Holzkonstruktionen weit verbreitet, während im Engadin vor 500 bis 600 Jahren viele Holzbauten durch gemauerte Bauweisen ersetzt wurden.» Der traditionelle Bündner Holzbau, geprägt vom Strick- und Blockbau, ähnelt dem in anderen Bergkantonen. Heute ist diese Bauweise des Holzbaus zwar eine Nische, doch lokale Unternehmen haben sie erfolgreich weiterentwickelt und setzen sie auch heute noch um.
Holzbau ist wieder «in»
Holz als Baustoff hat in Graubünden in den letzten Jahrzehnten einen Revival erlebt. So spielt Holz heutzutage als Baustoff im öffentlichen und privaten Bauwesen eine zentrale Rolle. «Holz ist im Kanton wieder präsent», sagt Bosshard. «Das Fachhochschulzentrum FHGR ist ein grosser, moderner Bau und zu grossen Teilen aus Holz.» Auch Schulen, Turnhallen und Mehrfamilienhäuser entstehen vermehrt in Holzbauweise. Diese Entwicklung spiegelt sich in der steigenden Nachfrage von Investoren wider, die verstärkt in nachhaltige Holzbauten investieren. «Holz wird nicht mehr nur von privaten Bauherren genutzt, sondern gewinnt auch im kommerziellen Bereich stark an Bedeutung», so Bosshard.
Zu wenig Wertschöpfung
Dennoch steht die Branche vor erheblichen Herausforderungen. Ein zentraler Engpass ist der Fachkräftemangel. «Die Zahl der Auszubildenden im Holzbau ist den Umständen entsprechend stabil», berichtet Bosshard, «aber viele verlassen die Branche nach der Ausbildung oder wechseln zur öffentlichen Hand.» Dies führt zu einem Verlust an wertvollem Know-how und erschwert den Ausbau des Holzbaus. Ein weiteres Problem liegt in der unvollständigen Holzkette. Rund 60 Prozent des in Graubünden geschlagenen Holzes werden heute exportiert. Während in Graubünden viel Holz aus den heimischen Wäldern geschlagen wird, wird ein grosser Teil exportiert, ohne im Kanton weiterverarbeitet zu werden. «Die Weiterverarbeitung in Sägereien zu Halbfabrikaten wie Brettschichtholz oder CLT-Platten fehlt noch», erklärt Bosshard. «Dabei könnte die zusätzliche Wertschöpfung im Kanton durch solche Weiterverarbeitung jährlich bis zu 50 Millionen Franken betragen.» Voraussetzung dafür sind gemäss dem Experten Investitionen in Anlagen und geeignete Flächen für Sägereien und Holzverarbeitungsanlagen.
Nachhaltiger Holzbau
Der Holzbau trage entscheidend zur Nachhaltigkeit bei, sagt Bosshard. Holz speichert langfristig CO₂ und eignet sich für die Kreislaufwirtschaft. «Die Wiederverwendung von Bauteilen ist beim Holzbau besonders effizient, vor allem bei temporären Bauten», sagt Bosshard. Die Wiederverwendung ist zu bevorzugen, denn das Recycling zu Holzwerkstoffen vermindert die Qualität.
Technologisch hat sich die Holzbranche seit der Jahrtausendwende stark gewandelt. «CNC-Maschinen ermöglichen heute, traditionelle Holzverbindungen wirtschaftlich herzustellen», erläutert Bosshard. «Viele Betriebe im Kanton haben in diese Technologien investiert.» Die Digitalisierung schreitet voran, ergänzt durch künstliche Intelligenz und Robotik, die das traditionelle Handwerk unterstützen. Dennoch gibt es Nachholbedarf bei der Automatisierung, um wettbewerbsfähig zu bleiben und weiteres Wachstum zu ermöglichen. Für die Zukunft sieht Bosshard klare Trends: «Der Holzrahmenbau wird sich beim Holzbau durchsetzen. Neubauten in Holz werden grösser und komplexer.»
Graubünden Holz
Graubünden Holz ist die Dachorganisation der Bündner Wald- und Holzwirtschaft mit Sitz in Landquart. Zurzeit vereint Graubünden Holz 120 Mitglieder. Das Ziel ist es, weitere Mitglieder zu gewinnen und gemeinsam die Holznutzung sowie die Wertschöpfungskette von Bündner Holz zu steigern, um damit eine wettbewerbsfähige Wald- und Holzwirtschaftsstruktur zu schaffen. Graubünden Holz gehören Akteure von den Waldeigentümern, Forstunternehmen, Sägereien, Zimmereien, Schreinereien sowie weitere der Holzkette nahen Unternehmen und Einzelpersonen an.

